Die Amalienhütte in Niederlaasphe |
Bilderquelle: Frau Irene Gipp aus Bergisch- Gladbach |
|
|
|
||
|
Dokumentquelle: Herr Wilfried Clusen aus Hamburg. |
Das Dokument wurde von Armin Kohlberger und Edith Roth übersetzt. |
|
|
|
|
|
Am 6. April 1707
erteilte Graf Henrich Albrecht zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein den aus
Dillenburg stammenden Gewerken Johann Henrich und Wilhelm Heidersdorf, Antonius
Bergmann und Hans-Georg Wittich die Konzession zum Bau eines Eisenhammers am „Teich“, dem
Weiher von Niederlaasphe. Die Gewerken, also die Unternehmer, die in den Hammer investieren wollten, kamen nicht aus Wittgenstein. Es gab mehrfach „ausländische Gewerken“, die in Wittgenstein Schmelzhütten oder Hämmer betrieben. Sie brachten Kapital und Erfahrung zur Anlage und Unterhaltung der Werke mit und fanden hier neben Wasserkraft auch die nötige Holzkohle in unmittelbarer Nähe. Dazu kamen noch günstige Bedingungen in den mit der Landesherrschaft ausgehandelten Verträgen. Für den Hammer
war an den Grafen nur der Betrag für den „Wasserfall“ vorgesehen, wozu dann die
Kosten für Roheisen, Holzkohlen, Fuhrwerke usw. kamen. So war man für die
Qualität des geschmiedeten Stabeisens ganz erheblich von der Güte des Roheisens
abhängig. Einheimisches Roheisen kam da wesentlich schlechter weg als die Lieferungen
aus den Siegener oder Dillenburger Hütten, was bei der Qualität der in
Wittgenstein gefundenen
Eisenerze nicht verwunderlich war. Um aber die Kosten für das Ausgangsmaterial
und die Fuhrlöhne herein zu bringen, musste der Hammer schon über viele Wochen
im Jahr in Betrieb – und das geschmiedete Eisen verkauft sein. Viele Hämmer im
Lahn- oder Edertal hielten da nicht lange durch, wechselten den Betreiber und
gelangten zum Schluss oft in die Hand des Landesherren, der sie dann durch Pächter
oder in eigener Verwaltung arbeiten ließ. So stand schon
1744 ein neuer Verkauf an, der vor dem Kaiserlichen Notar Ludwig Wilhelm Diehl
in Laasphe, der zugleich Stadt- und Gerichtsschreiber war, vollzogen wurde.
Vorsichtshalber ließ man den Vertrag durch den Grafen Friedrich ratifizieren. Diesmal verkauft
Franz Wilhelm Wunderlich an den bisher schon auf dem Hammer tätigen Hammerschmied
Johannes Feuring den halben Heerd oder halbes Feuer an seiner Hälfte des Eisen-
Hammers samt Zubehör und Rechten für 300 Gulden, die bereits gezahlt sind. Man
kann statt der verzwickten Formulierung auch sagen: Feuring erhielt ein Viertel
des Hammers. Die Familien
Feuring und Mittelmann waren bis Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Hammer
tätig. Mit dem Tod Johannes Georgs endete eine 60jährige „Ära Feuring“ auf dem
Niederlaaspher Hammer! Der Betrieb kommt dann an einen namentlich nicht genannten
Pächter, der ihn bis 1818 betreibt. Die Anteile am Hammer teilten sich jetzt
die Erben Mengel und Feuring. Im Jahre 1821 geht der Hammer für 11.000 Gulden
an den Bürgermeister Christian Müller in Laasphe, der ihn 1834 für 9000 Taler
an den Marburger Apotheker Friedrich Doering verkauft. In der Zeit von
1839 bis 1843 ist der Hammer von der Firma Kraft und Wernher, die die
Ludwigshütte betrieb, gepachtet. Diese Jahre sind für die Eisenindustrie im
hiesigen Raum äußerst problematisch. Vor allem aus Belgien und England wird
sehr billiges Eisen auf dem Markt angeboten, Preise, mit denen die heimischen
Unternehmen nicht konkurrieren können. Die Folge ist, dass Hütten und Hämmer
nur wenig oder gar nicht arbeiten können, dass daraufhin
auch Holzkohle nicht gefragt ist oder unter Wert abgegeben werden muss. Für
Wittgenstein ist
das einer der Gründe, dass es zu einer immer größeren Verarmung breiter
Schichten kommt. Die Forderung nach Schutzzoll für Eisenimporte wird laut. Am 18.04.1846
ersteigert Alexander Fürst zu Sayn- Wittgenstein-Hohenstein den Niederlaaspher Hammer
für 4.951 Taler. Im März 1847 bekundet Frau Amalie Jung,
die Witwe des Hütteninspektors Johann Jakob Jung in Steinbrücken über ihren Schwiegersohn
August Herwig Interesse an dem Hammer. Schon am 28. März wurden die Ergebnisse von
Vorgesprächen zu Papier gebracht. Ziel war die Anlage einer Hütte neben dem
Hammer. Am 4. Oktober 1847 wurde dann der Kaufkontrakt beschlossen. Die
Grundstücke, Bauten und Utensilien gingen für 4.695 Taler an Frau Jung. Dazu
kamen alle Rechte, so das Wasserrecht von Mühle und Hammer und weitere
Gerechtigkeiten, aber ebenso die Lasten und Abgaben, die hiermit verbunden waren.
Unterschrieben ist der Vertrag von Alexander Fürst zu
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein und August Herwig als Bevollmächtigter von Frau
Amalie Jung.Frau Jung konnte
den ersten Hochofenabstich in der neuen Hütte noch miterleben. Sie starb am 12.
November 1850. Die Hütte wurde ihr zu Ehren „Amalienhütte“ genannt. Im Jahre 1932 erwarb die Firma Buderus aus Wetzlar die Amalienhütte. Sie schloss am 1. Oktober 1975. Teile der Amalienhütte mit dem angrenzenden Hüttenweiher sind noch vorhanden. Auf dem ehemaligen Werksgelände befindet sich heute das wirtschaftshistorisch bedeutende Industriemuseum Trafostation. Aus der damaligen Zeit erhalten geblieben ist eine Werkswohnung, Verwaltungsgebäude und Remise. Diese Gebäudegruppe wurde mit der Gartenanlage am 01.07.1991 in die Denkmalliste der Stadt Bad Laasphe eingetragen. In dem ehemaligen Verwaltungsgebäude befindet sich das Café „Amalie“. Das Café „Amalie“ wurde im vergangenen Jahr ( 2009 ) im Rahmen des Kreiswettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ mit dem Sonderpreis des Touristikverbandes Siegerland-Wittgenstein e.V. für besondere Leistungen, die der Förderung des Tourismus dienen, ausgezeichnet.
Inzwischen ist das Cafe jedoch geschlossen. Unweit der Amalienhütte in den Lahnwiesen beginnt der von Schülern des Bad Laaspher Gymnasiums im Jahre 1998 angelegte Planetenlehrpfad. Hier werden die Ausmaße des Sonnensystems mit den Entfernungen und den Größen der Sonne und ihrer Planeten im Maßstab 1: 1.000.000.000 veranschaulicht. Der ca. 6 km lange Lehrpfad führt entlang eines befestigten und entsprechend ausgeschilderten Weges zum Bad Laaspher Ortsteil Laaspherhütte. In den vergangenen Jahren nahm Niederlaasphe mehrfach mit Erfolg am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil. Neben zahlreichen 1. und 2. Preisen konnten dabei auch mehrere bronzene und silberne Plaketten errungen werden. 1999 erhielt Niederlaasphe zudem einen Sonderpreis des Tourismusverbandes Siegen-Wittgenstein für die Vernetzung verschiedener touristischer Angebote in Verbindung mit dem Lahntal-Radweg. Im Jahr 2000 wurde die Ortschaft erneut mit der Bronzeplakette des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. |
||||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
|